NABU NRW stellt Jahresbericht 2019 vor
Dr. Heide Naderer fordert mehr Natur- und Artenschutz
1. September 2020 - CDU und FDP in Nordrhein-Westfalen haben auch in den vergangenen Monaten deutlich an ihrem wirtschaftsfreundlichen Kurs festgehalten. „Da bleiben die Belange von Natur und Umwelt konsequent auf der Strecke. Verbesserungen der vergangenen Regierung wurden jedoch nicht nur zurückgenommen, sondern sogar noch weiter verschlechtert“, zog Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW, naturschutzpolitisch Bilanz. Die Folgen: Klimawandel und Artensterben schreiten ungebremst voran, es entstehen weiterhin ungehindert neue Straßen, Gewerbegebiete und Neubausiedlungen und in der Agrarpolitik lässt eine wegweisende Richtungsänderung auf sich warten.
„Die Landesregierung muss endlich eine verantwortliche Politik umzusetzen, die auch ökologische Belange berücksichtigt“, forderte Naderer.Vier Jahre Stillstand und Rückschritt sind mehr als genug. Nun bleibt noch ein Jahr Zeit zu zeigen, dass auch der Natur-, Arten und Klimaschutz in NRW tatsächlich von Bedeutung ist. „Dass mit uns auch viele Menschen im Land hier konkrete Verbesserungen fordern, wollen wir mit unserer Volksinitiative Artenvielfalt NRW zeigen, die der NABU im vergangenen Jahr mit weiteren Verbänden, Parteien und Initiativen vorbereitet und schließlich dieses Jahr gestartet hat“, so die NABU-Landeschefin weiter.
Die Landesregierung muss endlich eine verantwortliche Politik umzusetzen, die auch ökologische Belange berücksichtigt.
NABU-Landesvorsitzende Dr. Heide Naderer
Eine Kernforderung der Volksinitiative ist der Stopp des Flächenfraßes. „So gehen in NRW täglich immer noch mehr als 10 Hektar Freifläche verloren. Landschaften werden zerschnitten, Lebensräume zerstört, Tier- und Pflanzenarten vernichtet. Auch die Landwirtschaft leidet, weil die Flächen knapp werden“, sagte Naderer. Deswegen fordern die Naturschutzverbände eine neue Landesentwicklungsplanung, die den Flächenverbrauch bis 2025 verbindlich auf maximal fünf Hektar pro Tag und bis 2035 auf Null senke. Dazu müsse man beispielsweise die Nachverdichtung in Siedlungsräumen, wie die Erschließung von Industriebrachen und die Aufstockung von Wohn- und Gewerbegebäuden, deutlich privilegieren.
Auch beim Arten- und Biotopschutz erwartet der NABU endlich deutliche Anstrengungen des Landes. „Aktionismus und Alibiveranstaltungen helfen nicht weiter“, erklärte Naderer. So sind im Rahmen des vom Land 2019 durchgeführten Insektengipfels zwar eine Erweiterung der Biodiversitätsstrategie für NRW um den Bereich urbaner Räume, eine Prüfung zur Biodiversität auf staatlichen Flächen sowie ein regelmäßiger Bericht zur Lage der Natur in NRW angekündigt worden, dabei ist es aber auch geblieben. Naderer: „Konkretes Handeln für mehr Artenschutz ist in Nordrhein-Westfalen gerade Fehlanzeige, dabei läuft uns die Zeit davon.“
Es bleibt also viel zu tun. Naturschutzverbände wie der NABU werden daher mehr gebraucht denn je. Hier gibt es Lichtblicke und Wegweiser in die Zukunft wie eine aktive Naturschutzjugend, Naturbotschafter und -botschafterinnen, die sich in Kitas engagieren, die vielen Menschen, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr oder Bundesfreiwilligendienst leisten und natürlich die NABU-Fachgruppen sowie Orts-, Stadt- und Kreisgruppen. Sie allen tragen mit ihrer Arbeit dazu bei, Nordrhein-Westfalen lebenswerter zu machen. Ohne sie stünde es noch sehr viel schlechter um Artenvielfalt, Natur, Landschaft und unsere Umwelt.
„Dass wir als Verband dabei auch starken gesellschaftlichen Rückhalt erfahren, zeigen die seit einigen Jahren anhaltend hohen Mitgliederzuwächse“, so Bernhard Kamp, Geschäftsführer des NABU NRW. Über 9.300 neue NABU-Mitglieder in 2019 haben den NABU-Landesverband zum Jahresbeginn 2020 die 100.000er Marke überschreiten lassen und zeigen deutlich, dass die Belange von Natur und Umwelt bei den Menschen im Land hoch im Kurs stehen. Das kontinuierliche Mitgliederwachstum sorgt zudem für stabile Finanzen. So konnte der NABU NRW das Finanzjahr 2019 mit einem Plus von rund 11.000 Euro abschließen.
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