Wölfe bald auch wieder in NRW?
NABU fordert Land auf, sich auf die Rückkehr des Wolfes vorzubereiten
28. November 2008 - Anlässlich der Anwesenheit eines Wolfes im nordhessischen Reinhardswald und jüngst in Uslar, 14 km von der NRW-Landesgrenze entfernt, geht der NABU davon aus, dass der erste Wolf auch in Nordrhein-Westfalen nicht mehr lange auf sich warten lässt. „Das ist nur noch eine Frage der Zeit, wann der erste Wolf die noch fehlenden Kilometer bis in den Kreis Höxter zurücklegt und NRW ´Guten Tag´ sagt“, ist Birgit Beckers, stellvertretende Vorsitzende des NABU NRW und NABU-Großtierexpertin, überzeugt. Zumal der Wolf in einer Nacht problemlos 50 km zurücklegen könne. „Da liegt die Vermutung nahe, dass wölfische ´Stippvisiten´ nach NRW bisher nur unbemerkt geblieben sind“, so Beckers weiter. Vom Land erwarte der NABU nun dringend eine aktive Vorbereitung auf die mögliche Rückkehr des Wolfes nach NRW.
Das scheue Wildtier sei eine Bereicherung unserer Naturräume, das eine Chance verdiene, in Deutschland wieder dauerhaft heimisch zu werden. „Um ein konfliktarmes Nebeneinander von Mensch und Wolf zu erreichen, ist es aber notwendig, so genannte Wildtiermanagementpläne auszuarbeiten“, erklärt Beckers. Wölfe berührten in Deutschland den Alltag von Schafhaltern, Jägern oder Waldbesuchern, die sich mit dem Neuling konfrontiert sähen – sachliche Informationen, Schutzmaßnahmen für Nutztiere und schnelle unbürokratische Hilfe im Schadensfall seien daher erforderlich, um die Akzeptanz für den Heimkehrer Wolf zu gewährleisten. Nacheinander seien Wölfe in Sachsen, Brandenburg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und zuletzt im Mai dieses Jahres in Hessen aufgetaucht. „Wölfe haben einen großen Aktionsradius. Spätestens jetzt muss der Landesregierung klar werden, wie dringend notwendig ein mit Niedersachsen und Hessen abgestimmtes länderübergreifendes Wolfsmanagement ist. "Die fachlichen Grundlagen sind seit langem bekannt und Niedersachsen hat gute Vorarbeit geleistet, davon kann NRW jetzt profitieren," so Beckers.
Im Rahmen eines solchen Wolfsmanagements sei unter anderem die Schulung einzelner Wolfsexperten wichtig, die Wolfsspuren erkennen könnten und in der Lage sein sollten, vom Wolf gerissene Tiere zu dokumentieren. Sollte sich herausstellen, dass ein Wolf über längere Zeit im gleichen Gebiet verweilt, sind Maßnahmen im Herdenschutz und die Information der Bevölkerung wichtig. Auch im Gebiet der Deutschen Märchenstraße brauche niemand Angst vorm Wolf zu haben, betont der NABU. Rotkäppchen sei ein Märchen aus vergangener Zeit, das nicht das Verhalten eines frei lebenden Wolfes widerspiegeln würde. Im Gegenteil: Wildlebende Wölfe seien äußerst scheu und würden den Kontakt mit dem Menschen meiden. Deshalb könne sich jeder glücklich schätzen, der einmal einen Wolf in freier Wildbahn zu sehen bekäme. Nach einer Analyse des Bundesamtes für Naturschutz fänden sich geeignete Lebensräume dazu in den östlichen Landkreisen von NRW.
Für Rückfragen:
Helmut Brücher , Wolfsexperte NABU NRW, mobil: 0172-3140 992
Birgit Beckers, stellv. Vorsitzende NABU NRW, mobil: 0175-61 37 780,
Markus Bathen, Leiter NABU-Projekt „Willkommen Wolf!“, mobil: 0172-64 53 537