Sinnloses Gänsemorden sofort stoppen
NABU mahnt sachlichen Umgang mit „Gänseproblem“ an
26. August 2008 - In diesem Sommer sind Gänse, insbesondere Kanadagänse, wenn man Städten und Gemeinden speziell im Rheinischen und im Münsterland Glauben schenken kann, in Nordrhein-Westfalen zur Plage geworden. Zu Hunderten besiedeln sie landauf und landab Badegewässer und stellen ein hygienisches Problem dar, denn der Gänsekot verschmutzt Liege- und Badewiesen. Zudem werden die Gänse mancherorts für das Auftreten der so genannten „Zerkariendermatitis“ bei Badegästen verantwortlich gemacht. Für einige Städte in den nordrhein-westfälischen Ballungsräumen gibt es da nur eine Lösung – Abschuss. „Aus Sicht des NABU ist diese Art der Bekämpfung des Problems stark überzogen, nicht zielführend und zudem aus tier- und naturschutzrechtlichen Gründen sehr bedenklich“, sagt Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW.
Laut Tierschutzgesetz darf „... keinem Lebewesen ohne vernünftigen Grund Schaden zugefügt oder es gar getötet werden ...“ . „Diesen vernünftigen Grund sehen manche Gesundheitsämter zwar als gegeben, unsere Vogelschutzexperten sehen das aber anders, denn das Problem ist hausgemacht,“ erklärt der NABU-Landeschef. Zahlreiche Badende und Spaziergänger fütterten die Gänse, so dass diese sich, sobald Menschen auftauchen würden, zum Mittagstisch einfänden. Außerdem bevorzugten Gänse zum Weiden eben auch die bei Badegästen so beliebten kurzrasigen Liegeflächen. Effektive Methoden zur Minimierung des Problems sind aus NABU-Sicht Einzäunung der Liegewiesen sowie strikte Einhaltung und Überwachung ganzjähriger Fütterungsverbote.
Auch für das „Zerkarienproblem“ gäbe es leicht umzusetzende und sehr zufriedenstellende Lösungen“, so Tumbrinck weiter. Laut Aussage des Gänseexperten Dr. Johan Mooij, der sich unter anderem auf Untersuchungen des Klinischen Instituts für Hygiene und medizinische Mikrobiologie der Uni Wien bezieht, sind die Hauptverursacher für die Badedermatitis Enten. Sinnvoll sei jetzt aber nicht der Abschuss von Enten, sondern das Beseitigen der Unterwasservegetation im unmittelbaren Badebereich der Seen. Damit würden die für die Entwicklung der Zerkarien nötigen Schnecken ebenfalls zurückgedrängt und ein Befall der Badegäste mit Zerkarien effektiv verhindert. „Damit entfällt jeglicher Grund für einen Abschuss von Kanadagänsen im innerstädtischen Bereich“, erklärt Tumbrinck. Geplante bzw. bereits laufende Bekämpfungsmaßnahmen müssten daher sofort gestoppt werden.
Vom Umweltministerium erwarte der NABU die Aufstellung eines Gänsemanagements sowohl für den innerstädtischen Bereich als auch für die freie Landschaft, da auch die Bestände der hier lebenden Gänse deutlich zugenommen haben. Schwerpunkt müsse es dabei sein, den Tieren den Aufenthalt an Orten, an denen sie nicht erwünscht sind, so unattraktiv wie möglich zu gestalten. Im Gegenzug müssten Orte, an denen sich dann die Gänse aufhalten sollen, attraktiver gestaltet werden, zum Beispiel durch Schaffung kurzrasiger Äsungsflächen und der Beruhigung dieser Bereiche durch Wegegebot für den Menschen, Leinenpflicht für den Hund sowie Einstellung der Jagd und des Angelns in diesen Ruhezonen. Diese Methoden der Duldung und Stabilisierung seien, im Gegensatz zur Bejagung, auf die die Gänse absehbar mit erhöhten Reproduktionsraten reagieren werden, dauerhaft wirksam und zur langfristigen Verhinderung lokaler Konflikte Mensch / Gans geeignet, so der NABU.
Für Rückfragen:
Josef Tumbrinck, Vorsitzender NABU NRW, mobil: 0171 - 38 67 379
Birgit Königs, Pressestelle NABU NRW, 0211-159251-14