Schmetterlinge im Sinkflug
Ergebnisse der NABU-Falterzählaktion 2024
26. Juli 2024 - Zum neunten Mal in Folge hatte der NABU NRW vom 15. Juni bis zum 15. Juli zur landesweiten Schmetterlings-Zählaktion aufgerufen. Im Fokus des vom Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW geförderten Projektes „Mehr Platz für Falter - Jetzt wird´s bunt!“ standen 12 Tag- und sechs Nachtfalterarten. Viel Regen ließ die Meldungen bereits in der ersten Halbzeit stark einbrechen. Immer wieder kam die Rückfrage, wo denn die ganzen Schmetterlinge wären. In der wechselhafteren zweiten Halbzeit der Zählaktion nahmen die Beobachtungen zwar etwas zu, kommen aber, trotz regerer Teilnahme, nicht an die Ergebnisse, von 2023 heran. Insgesamt sind rund 10.000 Beobachtungen beim NABU NRW eingegangen, nur wenig mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr.
Die Ergebnisse im Detail
Den ersten Platz belegen erneut wenig überraschend die Weißlinge mit rund 1.500 Meldungen. Auf Platz 2 folgt das Tagpfauenauge mit 1300 Meldungen. Damit wurde es im Verhältnis zum Vorjahr fast doppelt so häufig gezählt. Platz 3 belegt mit knapp 1.000 Beobachtungen der Admiral, Platz 4 das Große Ochsenauge (670). Platz 5 und 6 teilen sich das Landkärtchen und der Zitronenfalter mit jeweils rund 290 Meldungen. Der Schornsteinfeger und die Gruppe der Dickkopffalter liegen knapp dahinter mit je rund 270 Meldungen. Zu den weiteren noch häufiger gesichteten Tagfaltern gehören der C-Falter (195), der kleine Fuchs (110), die Gruppe der Bläulinge (100) und weit abgeschlagen der Distelfalter (45). Auch unter den sechs zur Beobachtung vorgeschlagenen Nachtfalter-Arten zeichnet sich ein schlechtes Zählbild ab. Hier liegt die Gammaeule wie im Vorjahr auf Platz 1, weist aber lediglich 86 Zählungen (2023: 460) auf. Auch das Taubenschwänzchen kommt auf dem zweiten Platz mit 61 Beobachtungen nicht an das Vorjahresergebnis (410) heran. Gleiches gilt für den Weißen Schwarzaderspanner mit 27 Meldungen (2023: 170). Der Ockergelbe Blattspanner (25), das Sechsfleck-Widderchen (17) und der Ampferspanner (5) gehören ebenfalls zu den gezählten Nachtfaltern.
Daten geben Anlass zur Sorge
„2023 war bereits ein außerordentlich schlechtes Schmetterlingsjahr. Dieses Jahr schließt daran nahtlos an“, kommentiert Karl-Heinz Jelinek, Schmetterlingsexperte des NABU NRW die Ergebnisse. Der schon lange zu beobachtende Artenschwund wie auch der Rückgang der Individuenzahlen innerhalb einer Art sind vor allem der massiven Belastung der Kulturlandschaft durch Überdüngung und Pestizideinsatz geschuldet. So machen Fachleute die zunehmende Kontamination von Naturschutzgebieten mit Pestiziden wie dem Fungizid Fluopyram, das sich offenbar immer weiter im Boden anreichere und höchstwahrscheinlich auch insektizid wirke, verantwortlich für einen Teil des zu verzeichnenden Falterschwundes. Verstärkt wird diese Entwicklung nun noch durch die Auswirkungen des Klimawandels. So verträgt der in den 1990ern noch häufigen Schornsteinfeger Sommerhitze und Trockenheit schlecht“, erklärt Jelinek. Im Gegensatz dazu kann die teilweise langanhaltende, feuchte Witterung dieses Jahres vermutlich den Melderückgang der Bläulinge erklären, da diese Artengruppe anfälliger auf solche Bedingungen reagiert. Landkärtchen und Tagpfauenaugen scheinen sich dagegen etwas zu erholen. Jelinek: „Vermutlich konnten sie im vergangenen Jahr davon profitieren, dass ihre Raupenfutterpflanze, die Brennnessel, nicht vertrocknet ist.“
Äußerst positiv sei aber das Engagement und das Interesse vieler Bürger*innen für den Insektenschutz und das naturnahe Gärtnern vor der eigenen Haustüre zu bewerten. „Auch wenn es gerade in der ersten Hälfte nicht viel zu zählen gab, haben sich zahlreiche Menschen beteiligt und informiert. Es gab viele Nachfragen über das beobachtete Fehlen der Falter und wie man ihnen folglich helfen könnte“, so Sarah Fontane, naturschutzfachliche Leiterin des Schmetterlingsprojektes.
weitere Ergebnisse
Bereits zum achten Mal in Folge wurde zur landesweiten Zählaktion aufgerufen. Trotz guter Bedingungen wurden nur halb so viele Beobachtungen wie im Vorjahr gemeldet. Den ersten Platz belegen wenig überraschend die Weißlinge und mit einigem Abstand folgen Admiral und Zitronenfalter. Mehr →
Bei überwiegend gutem Wetter und reger Teilnahme wurden mehr als 29.000 Falter gemeldet. Wie bereits in den Vorjahren liegen die Kohlweißlinge vorn. Überraschend flatterte ein tagaktiver Nachtfalter in die vorderen Ränge: das Taubenschwänzchen. Mehr →
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