Zeitzeuge - Dr. Randolph Kricke
Ehemals NABU-Vertreter im Landschaftsbeirat des Regierungsbezirks Düsseldorf
Meine naturkundlichen Kenntnisse wurden auch dadurch gefördert, dass ich über meine Eltern weitere erfahrene Mitglieder des NABU-Bezirksverbandes Ruhr kennenlernte, insbesondere Elke Brandt und Helmut Schulte. Durch die Bekanntschaft mit Willi Biesenbaum wurde meine Begeisterung für die Schmetterlinge geweckt.
Mein Interesse für die Vögel blieb aber vorrangig. Mein Vater nahm mich auf Touren mit, die er als Reiseleiter für die von einer eigenen Verbandsuntergliederung organisierten „DBV-Reisen“ durchführte. In der Schulzeit wurden meine vogelkundlichen Aktivitäten durch sportliche Interessen sowie die Musik zurückgedrängt. Auf Ferienreisen, aber nach wie vor auch auf Familienausflügen am Wochenende, wurde der Kontakt zur Ornithologie immer wieder aufgefrischt.
Nach meinem Abitur im Jahr 1992 begann ich mein Studium an der Universität Essen. Bei der Entscheidung über die Wahl des Studienfaches standen die Naturwissenschaften im weiteren Umkreis der Biologie zwar an erster Stelle, die Ausrichtung auf einen bestimmten Studienschwerpunkt war damit aber noch nicht geklärt. Die Spezialisierung auf die Ornithologie allein erschien mir als „brotlose Kunst“; auch ein Leben als Biologielehrer war für mich nicht verlockend. Ich entschied mich für das Studium der Ökologie. Im Herbst 1993 wurde an der Universität Essen der neue Studiengang „Umweltwissenschaften“ eingeführt. Dieses Angebot entsprach meiner Neigung. Trotz dieser Erweiterung meines wissenschaftlichen Horizontes blieb mein Interesse an klassischen freilandbiologischen Aktivitäten erhalten. In den Semesterferien kartierte ich zum Beispiel gern Amphibien und Libellen in Mecklenburg-Vorpommern, zumal diese Arbeit bezahlt wurde und so der Auffüllung der Haushaltskasse diente. Ich schloss mein Diplom-Studium im Jahr 1998 ab. Anschließend war ich bis zu meiner Promotion im Jahr 2002 als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Professor Feige angestellt.
Im Jahr 2003 erhielt ich eine feste Anstellung bei der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet (BSWR) in Oberhausen. Hier konnte ich Beruf und Hobby miteinander verbinden: freilandbiologische Arbeiten, deren Ergebnisse in Form von Maßnahmenkonzepten aktive Naturschutzarbeit bedeuten. Die Teilnahme an Beiratssitzungen bei den Unteren Landschaftsbehörden der an der BSWR beteiligten Städte verschaffte mir einen guten Einblick in das Zusammenspiel von Verwaltung, amtlichem und ehrenamtlichem Naturschutz. Die BSWR kooperiert eng mit den NABU-Bezirks- beziehungsweise Stadtverbänden Ruhr, Duisburg und Oberhausen sowie mit der NABU-Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz. Im Jahr 2011 schied ich aus der Biologischen Station aus und wurde Artenschutzbeauftragter bei der Unteren Landschaftsbehörde der Stadt Duisburg. Seitdem nehme ich in dieser Funktion als Behördenvertreter an den Sitzungen des Landschaftsbeirats Duisburg teil.
Außer einer temporären Mitgliedschaft im Landschaftsbeirat Essen habe beziehungsweise hatte ich weitere ehrenamtliche Funktionen. Ich war als Stellvertreter von Professor Gerß bereits seit 1997 Mitglied des Beirats bei der Höheren Landschaftsbehörde der Bezirksregierung Düsseldorf bis zu dessen Auflösung im Jahr 2007.
In der Verbandsversammlung des Wasserverbandes Ruhr („Ruhrverband“) bin ich gemeinsamer Vertreter der anerkannten Naturschutzverbände. Im Auftrag des NABU-Landesverbandes erarbeite ich die Stellungnahmen zu Planverfahren, die die Stadt Essen betreffen.
Im NABU-Bezirksverband Ruhr bin ich in der Obstbaumpflege aktiv. Neben dem NABU gilt mein ehrenamtliches Engagement der Biologischen Gesellschaft Essen, in deren Vorstand ich bin und für die ich Vorträge oder Exkursionen veranstalte und den Internetauftritt betreue.
Nach meiner Überzeugung hat sich der NABU als – im besten Sinn „bürgerlicher“ – Naturschutzverband etabliert.
Dr. Randolph Kricke
Von der Zukunft des NABU erwarte ich, dass der Verband, bei aller Aufgeschlossenheit für neue Anforderungen, seine bewährten Traditionen fortsetzt. Nach meiner Überzeugung hat sich der NABU als – im besten Sinn „bürgerlicher“ – Naturschutzverband etabliert. Der NABU ist dafür bekannt, dass er bei aller Eindeutigkeit seiner Naturschutzpositionen letztlich realisierbare Forderungen stellt.
Diese Haltung wird gelegentlich als „zu große Kompromissbereitschaft“ missinterpretiert, ist aber nur Ausdruck der auf über 100-jähriger Erfahrung beruhenden Einsicht, dass Naturschutzforderungen von einer gesellschaftlichen Mehrheit akzeptiert werden müssen, wenn sie wirksam werden sollen.
(Januar 2012)
NABU-Festschrift
Auf 336 reich bebilderten Seiten wird nicht nur die Geschichte des NABU NRW, sondern auch die der Umweltpolitik in NRW dokumentiert. Zahlreiche Zeitzeugen blicken auf Erfolge und Niederlagen, nehmen aber auch aktuelle und künftige Herausforderungen in den Fokus. Mehr →