Zeitzeuge - Werner Schneyink
Ehemals Kassenführer des NABU-Kreisverbandes Steinfurt
Danach übernahm ich noch mehrere Ehrenämter in Rheine. Von 1992 bis 2009 war ich beim Verkehrsverein als Stadtführer und als Salinenführer tätig. Seit 1988 bin ich Landschaftswächter für das Stadtgebiet von Rheine. Für den Verkehrsverein Rheine verkörpere ich zu besonderen Anlässen den „Münsterländer Kiepenkerl“ – in plattdeutscher Sprache.
Der Vogel- und Naturschutz war für mich stets der Ausgleich zu meiner Berufstätigkeit. Während eines Besuches im Osnabrücker Tierpark stand ich bei meinem Rundgang plötzlich vor einem stationären Informationsstand der DBV-Ortsgruppe Osnabrück. Hier fand ich unter anderem die Adressen der DBV-Landesverbände und so auch die vom Landesverband Nordrhein-Westfalen. Das war für mich der Anlass, im Naturschutz aktiv zu werden. Im April 1968 schrieb ich an die Geschäftsstelle des noch im Aufbau befindlichen DBV-Landesverbandes Nordrhein Westfalen und äußerte meinen Wunsch, Mitglied zu werden. Am 30. April 1968 nahm mich Josef Krause, der erste Schatzmeister des DBV-Landesverbandes Nordrhein Westfalen, in den DBV auf.
Da der Kreis Steinfurt zu dieser Zeit noch ein „weißer Fleck“ für den DBV war, besuchte Josef Krause mich nach einigen Jahren in Rheine. Er gab mir einige Tipps zur Gründung einer Ortsgruppe – unter anderem den, meine Adresse dem Verkehrsverein zu melden, was schließlich auch zum Erfolg führte. Es meldete sich ein Student, der ebenfalls großes Interesse in Sachen Naturschutz zeigte, sodass wir beide uns entschlossen, eine Ortsgruppe, ja sogar einen Kreisverband zu gründen. Nach der Ankündigung in der lokalen Presse fand am 21. Mai 1981 die Gründungsversammlung auf Kreisebene statt. Dort wurde Dr. Hermann Brose zum Vorsitzenden des DBV-Kreisverbandes Steinfurt gewählt. Durch intensive Mitgliederwerbung konnten wir am 11. Mai 1982 schon das 300. Mitglied begrüßen. Nach der Gründung des Kreisverbandes war ich 22 Jahre lang als dessen Kassenführer tätig.
Wenn auch der Bau von Nistkästen gelegentlich für nachrangig gehalten wird, so muss ich doch immer wieder feststellen, dass viele Naturschützer über den Bau und das Anbringen von Nistkästen im Naturschutz aktiv geworden sind.
Werner Schneyink
Meine ersten Arbeiten im damaligen DBV waren das Fertigen und Anbringen von Nistkästen im Rheiner Naturzoo, der mir auf dem Zoogelände eine Vogelschutzecke mit einem Schaukasten zur Verfügung gestellt hatte. Wenn auch der Bau von Nistkästen gelegentlich für nachrangig gehalten wird, so muss ich doch immer wieder feststellen, dass viele Naturschützer über den Bau und das Anbringen von Nistkästen im Naturschutz aktiv geworden sind. Außer den obligatorischen Meisenkästen fertige ich sämtliche künstlichen Nisthilfen an. Da ich von Anfang an genau Buch geführt habe, weiß ich, dass mittlerweile die stattliche Anzahl von rund 5.000 Stück erreicht worden ist. Viele Kästen habe ich verschenkt oder gespendet und den größeren Teil verkauft, um meine Kosten zu decken.
Der größte Erfolg nach über 40-jähriger Tätigkeit im Nistkastenbau war der überraschende Besuch des chinesischen Künstlers und Professors Qi Yang aus Düsseldorf am 27. September 2004 im Kunstmeisterhaus in Rheine. In den Informationsräumen sah Qi Yang die vielen verschiedenen Vogelnistkastenmodelle und war so begeistert davon, dass er mir spontan 22 Stück abkaufte, die er in einer öffentlichen Ausstellung in einem seiner Kunstprojekte präsentieren wollte. Dieses Vorhaben verwirklichte er im Jahr 2006 mit dem Projekt „Der Vogel in dir selbst“. Am 17. September 2006 wurde die Ausstellung im alten Wirtschaftshof des Klosters Bentlage (der sogenannten „Ökonomie“) eröffnet und dauerte bis zum 15. Oktober 2006. Danach gelangte sie zum Museum der Stadt Ratingen und anschließend nach Siegen zum „Siegerlandmuseum im Oberen Schloss“.
Neben dem Nistkastenbau war ich bei vielen Aktionen des praktischen Naturschutzes dabei. Mit dem Schneiteln der Kopfweiden wurden Elemente der historischen landwirtschaftlichen Kulturlandschaft erhalten und Bruthabitate für den Steinkauz geschaffen. Dabei habe ich die Bäume ausgesucht, deren Zweige sich zum Flechten von Weidenkörben gut biegen lassen. Einen großen Teil meiner Freizeit habe ich im Emsdettener Venn verbracht, um das Moor zu regenerieren. Ich habe Dämme entworfen, die das Moorwasser halten, und Birken gerodet, die die Licht liebenden Moorpflanzen durch Beschattung verdrängen. Ich habe mich auch um den Erhalt der einzigartigen Flora und Fauna der Tümpelkette Holsterfeld bei Rheine gekümmert, um diese letzten Heidereste zu bewahren. Da Rheine an den Ausläufern des Teutoburger Waldes liegt, gibt es hier einige Kalksteinbrüche, darunter den Steinbruch „Waldhügel“. Der stillgelegte Teil dieses Steinbruchs wurde auf Initiative eines Fördervereins unter Mitwirkung von zwei Biologen aus der NABU-Ortgruppe Rheine unter Naturschutz gestellt. Der NABU hat das Areal mithilfe einer Zuwendung der Bezirksregierung Münster eingezäunt und hält dort eine Gruppe von Kamerunschafen. Seit mehreren Jahren brütet hier der Uhu.
(Juni 2012)
NABU-festschrift
Auf 336 reich bebilderten Seiten wird nicht nur die Geschichte des NABU NRW, sondern auch die der Umweltpolitik in NRW dokumentiert. Zahlreiche Zeitzeugen blicken auf Erfolge und Niederlagen, nehmen aber auch aktuelle und künftige Herausforderungen in den Fokus. Mehr →