Ungenutzte Wälder entlasten das Klima
NRW-Waldbauernverband ist auf dem Holzweg
10. November 2010 - Anlässlich der erneut auflebenden Diskussionen um einen zweiten nordrhein-westfälischen Nationalpark Senne-Egge/Teutoburger Wald in Ostwestfalen-Lippe weist der NABU NRW auf die vielfach unterschätzte Rolle ungenutzter Naturwälder für den Klimaschutz hin. Damit reagiert der NABU auf wiederholt vorgebrachte Behauptungen des Waldbauernverbandes und anderer Beteiligter aus der Forst- und Holzwirtschaft, wonach der Kohlenstoffspeicher von Urwäldern voll sei und sich eine natürliche Balance zwischen CO2-Aufnahme (Wachstum) und -Abgabe (Verrottung) einstelle, sie also ihre Bedeutung als Kohlendioxidsenke verlören.
Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU-Landesverbandes in NRW: „Diese These ist schlichtweg falsch und wissenschaftlich bereits mehrfach widerlegt. Das Gegenteil ist sogar der Fall, Wälder ohne forstliche Eingriffe reichern noch über Jahrhunderte hinweg Kohlenstoff in oberirdischer Biomasse und im Waldboden an und entlasten damit das Klima. Mit seinen Behauptungen versucht der Waldbauernverband die aktuellen Planungen zu einem zweiten Nationalpark in Ostwestfalen bereits im Keime mit Pseudo-Klimaschutzargumenten zu ersticken.“
Dabei sei die einfache These „ungenutzter Wald gleich schlecht für´s Klima“ nicht zu halten. Mittelfristig könne ein Nutzungsverzicht im Wald sogar mehr zum Klimaschutz beitragen als die Holznutzung. Denn Wälder mit natürlicher Waldentwicklung könnten durch Biomasseaufbau und Kohlenstoffanreicherung gerade während der für den Klimaschutz entscheidenden Phase der nächsten vier Jahrzehnte einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
“Dagegen setzt die häufig unmittelbare energetische Verwertung geernteten Holzes gebundenes CO2 sofort wieder frei“, so Tumbrinck. Hier sei die Holzwirtschaft im Sinne des Klimaschutzes gefordert eine intelligentere und effizientere Verwendung dieses kostbaren Rohstoffs umzusetzen – also Holz nach mehrfacher stofflicher Nutzung erst zum Schluss energetisch zu verwerten.
Tumbrinck: „Holz- und Forstwirtschaft können und sollen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Versuche, die Planungen für einen Nationalpark Senne-Egge/Teutoburger-Wald mit vermeintlichen Argumenten des Klimaschutzes zu diskreditieren, zeugen jedoch von einer eklatanten Fehleinschätzung.“ Der NABU fordere daher sowohl den Waldbauernverband als auch die Forst- und Holzwirtschaft auf, sich mit den wissenschaftlichen Tatsachen auseinanderzusetzen und endlich ihren ideologischen Holzweg zu verlassen.
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