Mehr Akzeptanz für den Wolf durch Prämien
Weidetierhalter müssen stärker entlastet werden
26.06.2019 – Seit rund 10 Jahren streifen einzelne Wölfe immer wieder durch Nordrhein-Westfalen. Mittlerweile gibt es zwei ausgewiesenen Wolfsgebiete mit sesshaften Einzeltieren sowie eine nach NRW ragende Pufferzone eines Wolfsgebietes in Rheinland-Pfalz. Die Rückkehr des Wolfes ist verbunden mit Konflikten insbesondere mit der Weidetierhaltung. Politik und Gesellschaft dürfen aber die ökologisch wertvolle Weidetierhaltung und die ebenfalls ökologisch wertvolle Rückkehr des Wolfes nicht gegeneinander ausspielen und die Lasten allein den Tierhaltern zumuten, so der NABU NRW.
Der NABU NRW forderte Umweltministerin Heinen-Esser daher nun auf, sich für eine noch stärkere Unterstützung der Weidetierhaltung, insbesondere der Schafhaltung stark zu machen. Optionen dafür sind eine Weideprämie oder eine an die Tierzahl gekoppelte Weidetierprämie. Zur Weidetierhaltung und dem damit in Wolfsgebieten verbundenen unerlässlichen Herdenschutz hatte ein Bündnis aus elf Organisationen der Landwirtschaft und Nutztierhaltung, des Natur- und Tierschutzes sowie der Jagd kürzlich gemeinsame Empfehlungen für einen bundeseinheitlichen Herdenschutz sowie Kriterien zur Tötung von verhaltensauffälligen Wölfen vorgelegt.
Anders als die geplante Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes fokussiert das Eckpunktepapier inhaltliche und praktikable Lösungsansätze und liefert konkrete Empfehlungen für die flächendeckende Umsetzung von geeignetem Herdenschutz in tatsächlichen und möglichen Wolfsgebieten. Gefordert wird eine kostendeckende staatliche Förderung, die auch laufende Unterhaltskosten, etwa für Herdenschutzhunde, umfasst. Tötungen von auffälligen Wölfen seien stets das letzte Mittel im Einzelfall. „An gutem Herdenschutz führt kein Weg vorbei. Hierfür muss sich das Umweltministerium einsetzen“, sagte Thomas Pusch, Sprecher des Landesfachausschusses Wolf im NABU NRW.
„Zudem braucht es endlich bundesweite Rahmenregelungen, um eine tragfähige Koexistenz zwischen Wölfen und Weidetierhaltung zu ermöglichen. Das geht nur mit einer stärkeren Unterstützung der Weidetierhalter“, so Pusch weiter. Kernpunkte sind Prämien für betroffene Nutztierhalter, Übernahme ihrer Pflege- und Unterhaltungskosten für Herdenschutzmassnahmen sowie der Wegfall der durch die EU vorgegebenen Obergrenze für die Förderung (de Minimis-Regelung der EU). Das Land habe seine Hausaufgaben diesbezüglich zunächst gemacht, habe es doch eben die Streichung der Förderobergrenze auf EU-Ebene beantragt. Nun müsse die EU diesbezüglich handeln.
Die Weidetierhaltung spielt für den Erhalt der heimischen Biodiversität eine große Rolle. Zum Teil lassen sich nur mit ihrer Hilfe wertvolle ökologische Flächen wie altes Grünland oder Magerrasen erhalten. „Die Weidetierhaltung, insbesondere auch die Wanderschäferei, muss unterstützt werden, um die zusätzlichen Anforderungen an einen wolfssicheren Herdenschutz bewältigen zu können. Das gilt vor allen Dingen für die aufwändige Pflege und Instandhaltung der Elektrozäune als auch für Ausbildung, Unterhaltung und Tierarztkosten für Herdenschutzhunde. Aber die Weidetierhalter sind auch aufgefordert, von den existierenden Fördermöglichkeiten Gebrauch zu machen“, mahnt der NABU-Wolfsexperte an. Und die Veterinärämter der Kreise und kreisfreien Städte fordere der NABU nachdrücklich auf, die traditionelle Haltung von Herdenschutzhunden zu ermöglichen, eine entsprechende Positionierung des Bundes dazu liege ja vor. Nur so sei eine Koexistenz von Wolf und Weidetierhaltung machbar.
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Gemeinsam mit zehn anderen Organisationen aus der Landwirtschaft und Nutztierhaltung, des Natur- und Tierschutzes sowie der Jagd hat der NABU eine Empfehlung für einen bundeseinheitlichen Herdenschutz und Kriterien zur Tötung von Wölfen, die wiederholt Nutztiere gerissen haben, vorgelegt. Mehr →
Mitte der Woche wurde im Bundeskabinett der Änderungsentwurf des Bundesumweltministeriums für die Ausnahmeregelung zur Entnahme von Wölfen beschlossen. Der NABU begrüßt zwar die Zusammenarbeit von Umwelt- und Landwirtschaftsministerium - eine Änderung des Naturschutzgesetzes ist jedoch der falsche Weg. Mehr →