Sachkunde für Herdenschutzhunde
Was Weidetierhalter und Naturschützer über den Einsatz der Hunde wissen müssen
23. Oktober 2019 - Die Weidetierhaltung leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Landschaftspflege und zum Naturschutz: Wenn es um Themen der Biodiversität und Arterhaltung geht, ist sie nicht wegzudenken. Das romantische Bild vom Schäfer im Sonnenuntergang entspricht jedoch wohl nur selten der Realität, stattdessen geht es um Flächengrößen und -zahlungen, um Tierbestände, und letzten Endes darum, wie dieser Berufsstand in der heutigen Zeit überleben kann. Und nun kommt eine weitere Herausforderung hinzu: Gerade im Zusammenhang mit der Rückkehr des Wolfes kann es zu Konflikten mit Weidetieren kommen. Eine gemeinsame Veranstaltung von Schafzuchtverband NRW und dem NABU-Landesverband widmet sich daher den Chancen und Herausforderungen beim Einsatz von Herdenschutzhunden.
Die Rückkehr des Wolfes in sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet bedeutet für die Schäferinnen und Schäfer eine enorme Umstellung. Zwar werden unter anderem Zäune in den Wolfsgebieten und Pufferzonen in NRW vom Land gefördert, doch beinhalten diese sogenannten Präventionszahlungen lediglich die Anschaffungs- nicht aber die Arbeitskosten, die jedoch einen Großteil der Investitionen ausmachen. Auch werden Risse durch das Land entschädigt, wenn der Wolf als Verursacher nicht ausgeschlossen wurde. Da der Wolf eine streng geschützte Tierart ist, brauchen Weidetierhalter praktikable Lösungen, um ihre Tiere schützen und damit gleichzeitig dafür zu sorgen, dass ein Zusammenleben von Wolf und Weidetieren möglich ist. Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW: „Die Rückkehr des Wolfes mitzuerleben ist für uns spannend und herausfordernd zugleich. Weder das Bild vom hundeähnlichen Kuscheltier, noch das von der reißenden Bestie wird dem Wildtier Wolf gerecht. Dennoch ist klar, dass der Wolf auch Weidetiere reißen kann, wenn diese schlecht geschützt sind oder aber der Wolf entsprechend gelernt hat, Herdenschutzmaßnahmen zu überwinden. Soweit darf es jedoch nicht kommen. Daher setzen wir uns dafür ein, dass mit gut ausgebildeten Herdenschutzhunden gearbeitet wird. Denn guter Herdenschutz bedeutet letzten Endes auch Schutz für den Wolf.“
Ein Bestandteil des Herdenschutzes sind Elektrozäune. In Kombination mit ausgebildeten und geprüften Herdenschutzhunden bieten sie eine wirksame Maßnahme, um Wölfe von einem Angriff auf Schafherden abzuhalten. Doch welche Hunderassen kommen hierfür in Frage? Worauf muss ich beim Kauf eines solchen Hundes achten? Verhält er sich anders als die Hunde im gängigen Alltagsgebrauch? Und bin ich als Schäferin oder Schäfer überhaupt geeignet und willens, mich mit einem Herdenschutzhund auseinanderzusetzen? Diese und viele weitere Fragen klärt die AG Herdenschutzhunde (AG HSH) auf ihren Seminaren, welche zusammen mit dem Land Brandenburg zum Erlangen des Sachkundenachweises für die Haltung von Herdenschutzhunden entwickelt wurden. In Nordrhein-Westfalen wird über das zuständige Ministerium auch die Anschaffung von Herdenschutzhunden gefördert. Diese ist gekoppelt an einen Sachkundenachweis. Da von Landesseite bislang nicht festgelegt wurde, wo dieser zu erhalten ist, haben der Schafzuchtverband (SZV) NRW und der NABU NRW die AG HSH eingeladen, um in den Räumlichkeiten der Natur-und Umweltschutzakademie (NUA) in Recklinghausen Schäfern, aber auch Naturschützern und Vertretern von Behörden die Möglichkeit zu geben, sich über Herdenschutzhunde zu informieren und den Sachkundenachweis der AG HSH abzulegen. Ortrun Humpert, Vorsitzende des Schafzuchtverbandes NRW bringt es so auf den Punkt: „Diese Schulung hält Lehrstoff bereit sowohl für Skeptiker auf der einen und Leichtfertige auf der anderen Seite, als auch für diejenigen, wie wirklich wissen wollen, wie man angemessen mit Herdenschutzhunden umgeht.“
Weitere Informationen finden Sie hier:
zum Schafzuchtverband NRW: www.schafzucht-nrw.de
zur AG HSH: www.ag-herdenschutzhunde.de
Das Projekt greift die Rückkehr des Wolfes nach NRW auf, um über Schul- und Bildungsangebote, eine Wanderausstellung und Vorträge über das Wildtier Wolf sachlich, auf aktuellen wissenschaftlichen Studien basierenden Fakten zu informieren. Mehr →
Seit 2018 ist NRW nicht mehr nur Wolfserwartungsland, sondern Heimat dieser seltenen Wildtiere. 2018 wurden die ersten Wolfsgebiete ausgewiesen. Heute sind aus den Wolfsgebieten und den umliegenden Pufferzonen sieben ausgewiesene Förderkulissen geworden. Mehr →