Die Silbermöwe
Larus argentatus
Schutzstatus
International
Die Silbermöwe unterliegt wie alle europäischen Vogelarten dem allgemeinen Schutz der EU-Vogelrichtlinie. Sie gehört allerdings zu den Arten des Anhang II/B, die in Deutschland bejagt werden dürfen. Einzuhalten sind dabei die Bestimmungen des Art. 7 und Art. 8 (verbotene Jagdmethoden). Die Silbermöwe ist zusätzlich durch die Berner Konvention in Anhang III als "geschützte Tierart" eingestuft und darf somit nur in einem Umfang bejagt oder genutzt werden, der ihren Bestand nicht gefährdet.
National
Die Silbermöwe gehört zu den vom Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) besonders geschützten Arten gem. § 7 Abs. 2 Nr. 13.
Rote Liste BRD (2009): ungefährdet
Rote Liste NRW (2008): Der Brutbestand gilt als nicht gefährdet, die Art wird aber als ´extrem selten´ eingestuft.
Jagdrecht
Bundesjagdgesetz
Die Silbermöwe gehört nach § 2 BJagdG wie alle heimischen Möwen zu den jagdbaren Arten.
Nach der BJagdZ-VO von 1977, zuletzt geändert 2002, kann die Silbermöwe vom 01. Oktober bis 10. Februar bejagt werden.
Landesjagdgesetz
Die Jagdzeiten in NRW entsprechen denen der BjagdZ-VO. Im Rahmen der Novellierung des Landesjagdgesetzes 2014 hat der NABU die Streichung aller Möwenarten aus der Liste der jagdbaren Arten gefordert. Der aktuelle Entwurf der Landesregierung sieht dies vor.
Jagdstrecke NRW
Für die Silbermöwe liegen keine differenzierten Zahlen vor. Folgende Zahlen umfassen die Gesamtjagdstrecken aller Möwenarten außer der Lachmöwe.
2001/2002: 1.417 (davon Fallwild: 37)
2002/2003: 646 (davon Fallwild: 18)
2003/2004: 349 (davon Fallwild: 26)
2004/2005: 187 (davon Fallwild: 19)
2005/2006: 233 (davon Fallwild: 17)
2006/2007: 229 (davon Fallwild: 10)
2007/2008: 337 (davon Fallwild: 23)
2008/2009: 659 (davon Fallwild: 369
2009/2010: 734 (davon Fallwild: 27)
2010/2011: 788 (davon Fallwild: 42)
2011/2012: 695 (davon Fallwild: 27)
2012/2013: 549 (davon Fallwild: 26)
2013/2014: 419 (davon Fallwild: 34)
Bestand in NRW
Die Silbermöwe ist als Brutvogel in NRW recht selten, die Zahl der Brutpaare wird aktuell auf 50-60 Paare geschätzt. Die lokalen Brutvorkommen finden sich entlang des Rheintals sowie in der Weseraue. Die Zahl der in NRW überwinternden Silbermöwen lag noch Anfang des 21. Jahrhunderts bei über 20.000 Individuen, im Winter 2005/06 gingen die Bestände nach Schließung vieler Mülldeponien jedoch um rund drei Viertel zurück.
NABU-Position zur Landesjagdgesetznovelle 2014
Der NABU fordert die Streichung aller Möwenarten aus der Liste der jagdbaren Arten. Zum einen ist gerade in der nach Bundesrecht vorgesehenen Jagdzeit (01.10. bis 10.02.), also bei Möwen im Winterkleid, die Verwechslungsgefahr mit geschützten Möwenarten sehr groß. Zum anderen besteht für diese Art kein konsumtives Interesse bzw. ist keine sinnvolle nachhaltige Nutzung erkennbar. Der NABU begrüßt daher die vorgesehene Streichung aller Möwenarten aus der Liste der jagdbaren Arten.
Kurzporträt
Verbreitung und Lebensraum
Die Silbermöwe ist hauptsächlich ein Küstenvogel. Am häufigsten findet man sie an den Küsten Nord- und Mitteleuropas. In vergleichsweise geringer Zahl brütet sie im Binnenland. In NRW ist die Silbermöwe als Brutvogel sehr selten, als Wintergast ist sie jedoch häufiger zu beobachten, wobei die Rastbestände nach Schließung der Mülldeponien deutlich zurückgegangen sind.
Beschreibung
Die Silbermöwe ist mit einer Größe von 55 bis 67 cm und einer Flügelspannweite von bis zu 150 cm eine der größten europäischen Möwen. Sie wiegt zwischen 800 und 1500 Gramm. Die Männchen sind schwerer als die Weibchen. Die Silbermöwe hat überwiegend weißes Gefieder. Die Flügel sind an der Oberseite silbergrau und an den Spitzen schwarz. Der kräftige Schnabel und die Augen sind gelb. Wie für Möwen üblich hat sie Schwimmhäute an ihren rosafarbenen Füßen und kann gut schwimmen.
Die Geschlechtsreife setzt erst nach 4 bis 7 Jahren ein. Silbermöwen führen dann monogame Saisonehen, gelegentlich auch über mehrere Jahre. Die Brut findet von April bis Juli in großen Kolonien an Stränden, zwischen Dünen oder zwischen Felsen statt. Beide Partner bauen aus Pflanzenteilen das Nest und bebrüten die 2 bis 3 Eier. Nach 28 bis 30 Tagen schlüpfen die Küken und werden nach 5 bis 7 Wochen flügge. Beide Elternteile beschützen und füttern die Jungen.
Ernährung
Silbermöwen sind in Bezug auf ihre Nahrung sehr flexibel und haben einen vielfältigen Speiseplan. Hauptsächlich fressen sie Fische. Aber auch Krebstiere, Muscheln und Abfall in Städten oder auf Mülldeponien dienen als Nahrung.
Quellen
H. Bauer, E. Bezzel, W. Fiedler: Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas - Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz - Nichtsperlingsvögel, 2. Auflage, 2005
Rote Liste der gefährdeten Brutvogelarten Nordrhein-Westfalens, 5. Fassung Dez. 2008
Grüneberg, C., S.R. Sudmann, sowie J. Weiss, M. Jöbges, H. Königs, V. Laske, M.Schmitz & A. Skibbe (2013): Die Brutvögel Nordrhein-Westfalens. NWO & LANUV (Hrsg.), LWL-Museum für Naturkunde, Münster
Bundesamt für Naturschutz:
Artenschutzbestimmungen der Vogelschutzrichtlinie
Stand: November 2014