Kritik am Bike-Park Hürtgenwald
Vorgaben der Raumplanung wurden missachtet | Naturschutzverbände fordern Rückbau
12.03.2015 Die Gemeinde Hürtgenwald hat trotz der Bedenken der Naturschutzverbände und eindeutigen Widerspruchs zu raumplanerischen Festsetzungen sowie Schutzgebietsbestimmungen am 26. Februar dieses Jahres die Offenlage der 10. Änderung ihres Flächennutzungsplans (FNP) für den Bau eines Bike-Parks beschlossen. Dieser ist jedoch bereits auf der Grundlage einer rechtlich fragwürdigen Baugenehmigung des Kreises Düren weitgehend fertig gestellt. Die Rechtmäßigkeit dieses Verfahrens wird vom Bauministerium NRW zurzeit noch geprüft. Die nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt (LNU) und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) übten heute scharfe Kritik Dam bestehenden Bike-Park und forderten dessen Rückbau.
So bemängelten die Naturschutzverbände die fehlende Berücksichtigung raumplanerischer Bestimmungen bereits im Vorfeld der Planung. Die nun vorgesehene Änderung des Flächennutzungsplans diene offensichtlich der nachträglichen Legalisierung des unzulässig im baulichen Außenbereich bereits errichteten Bauvorhabens, so die Vorsitzenden der Naturschutzverbände. Dabei entwerte und zerschneide die aktuelle Flächennutzungsplanänderung das ökologisch wertvolle und für die stille Erholung bedeutsame Landschaftsschutzgebiet (LSG) "Wälder der Kalltalhänge".
Dieses Schutzgebiet diene unter anderem dem Erhalt des Biotopverbundes, dem Erhalt der Pufferfunktion für das landesweit bedeutsame FFH- und Naturschutzgebiet „Kalltal und Nebentäler“, dem Erhalt und der Entwicklung standortgerechter Wälder sowie dem Erhalt und der Optimierung der hier vorkommenden Wildkatzen - und Fledermauspopulationen. Die Anlage des Bike-Parks in diesem LSG sei aber weder mit diesen Schutzzwecken noch mit den Bestimmungen des Landesentwicklungsplans (LEP) oder den Zielen des Regionalplans vereinbar.
Nach dem LEP dürfen „Waldgebiete … nur für andere Nutzungen in Anspruch genommen werden, wenn die angestrebten Nutzungen nicht außerhalb des Waldes realisierbar sind.“ Für eine Realisierung eines MTB-Parks ist die Waldinanspruchnahme nicht nötig. Der Regionalplan stellt den Bereich größtenteils als „Waldbereich“ und „Bereich zum Schutz der Landschaft und landschaftsorientierten Erholung“ dar. Unmittelbar an den östlichen MTB-Trail angrenzend befindet sich ein Bereich zum Schutz der Natur. Sportzentren in diesen Bereichen der Landschaft widersprechen dem Regionalplan.
Mit der Änderung des FNP wolle die Gemeinde weitere Maßnahmen und bauliche Einrichtungen umsetzen können. Es sollen andere und mehr Nutzer als bisher in das Gebiet gezogen werden. Von einer Beschränkung der Nutzungsfrequenz, die der Kreis in seiner Baugenehmigung vorsah, ist keine Rede mehr. Mit der Erhöhung der Nutzungsfrequenz steigen nicht nur die Störungen im Plangebiet sondern auch die illegalen Off-Road-Aktivitäten im Umfeld.
Erklärtes Ziel der Gemeinde sei es, in Verbindung mit dem Hochseilklettergarten, dem Mountainbikestreckennetz und weiteren touristischen Angeboten in Simonskall einen „Konzentrationsbereich touristischer Einrichtungen“ zu erstellen. Damit sei von einem UVP-pflichtigen Projekt auszugehen. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung habe bisher aber nicht stattgefunden.
Die Naturschutzverbände befürchteten zudem, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen wird, der in seiner Signalwirkung verheerende Folgen für zukünftige touristische Planungen in Schutzgebiete hinein entfalten würde. Sie forderten daher die Einstellung der Bauleitplanung sowie der Förderung dieses Projektes mit EU- und Landesmitteln und den Rückbau des Bike-Parks.
Für Rückfragen:
Josef Tumbrinck, Vorsitzender NABU NRW, mobil: 0171 3867379
Holger Sticht, Vorsitzender BUND NRW, mobil: 0152.34289594
Mark vom Hofe, Vorsitzender LNU, mobil: 0172/2587848
Josef Schneider , NABU-Kreisverband Düren, Tel: 02422 1458
Doris Siehoff, BUND-Kreisverband Düren, Tel.: 02429 1895