Weidetierprämie dringend notwendig
In Thüringen, Sachsen und Hessen wird sie bereits gezahlt | Umsetzung in NRW längst überfällig
09. März 2020 - Die Weidetierhaltung spielt für den Erhalt der heimischen Biodiversität eine große Rolle. Zum Teil lassen sich nur mit ihrer Hilfe wertvolle ökologische Flächen wie Magerrasen oder Heideflächen erhalten. Doch immer mehr Weidetierhalter geben aus finanziellen Gründen ihre Nutztierhaltung auf. „In Zeiten eines massiven Artensterbens können wir es uns jedoch nicht leisten, das Risiko einzugehen, weitere Bewahrer und Garanten der Artenvielfalt zu verlieren“, erklärt Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW. Aus diesem Grund fordere der NABU Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Heinen-Esser erneut auf, sich für eine noch stärkere Unterstützung der Weidetierhaltung, insbesondere der Schafhaltung in Nordrhein-Westfalen einzusetzen und wie in Thüringen, Sachsen und nun auch Hessen bereits geschehen, als Land Nordrhein-Westfalen endlich eine Weidetierprämie einzuführen.
Häufig werde die Weidetierprämie als reine Tierschutzprämie betrachtet, die Tiere auf die Fläche holen soll, die sonst vorrangig im Stall gehalten werden. Schafe würden dann nicht in diese Kategorie gehören, weil sie ohnehin den Großteil der Zeit extensiv gehalten werden. Eine andere Sichtweise ist hier aber viel zielführender: Eine Weidertierprämie würde es künftig den Schäfer*innen überhaupt erst noch ermöglichen, die derzeit angewandte gute fachliche Praxis, Schafe auch weiterhin auf Weiden grasen zu lassen, zu erhalten und auch weiter zu verbessern.
„Wichtig ist aber vor allen Dingen, dass derzeit keine Verschlechterung der derzeitigen Situation eintritt“, so Chwallek weiter. Denn während die Preise für Fleisch und Wolle bereits oftmals viel zu niedrig sind, werden die Gemeinwohlleistungen, die die Weidetierhalter erbringen, erst gar nicht honoriert. Viele Schafhalter sind daher in ihrer Existenz bedroht. Eine Weidetierprämie würde die extensiv wirtschaftenden Weidetierbetriebe finanziell stabilisieren und so den Fortbestand der Schafhaltung mit all den positiven und naturschutzfachlichen Nebeneffekten überhaupt sichern. Chwallek: „Eine Weidetierprämie, wie sie bereits in 22 EU-Ländern gezahlt wird und vom Bundesrat positiv bewertet wurde, würde auch in NRW zur Lösung des Problems beitragen.“
„Zudem muss die Weidetierhaltung dringend unterstützt werden, um die zusätzlichen Anforderungen an einen wolfssicheren Herdenschutz bewältigen zu können. Das gilt vor allem für die aufwändige Pflege und Instandhaltung der Elektrozäune, aber auch für Ausbildung, Unterhaltung und Tierarztkosten für Herdenschutzhunde“, ergänzt Thomas Pusch, Sprecher des Landesfachausschuss Wolf in NRW. Mittlerweile gebe es drei ausgewiesenen Wolfsgebiete mit sesshaften Einzeltieren, ein Wolfsverdachtsgebiet, sowie eine nach NRW ragende Pufferzone eines Wolfsgebietes in Rheinland-Pfalz. Zudem würden einzelne Wanderwölfe durch NRW streifen. Pusch: „Die Rückkehr des Wolfes ist verbunden mit Konflikten insbesondere mit der Weidetierhaltung. Politik und Gesellschaft dürfen aber die ökologisch wertvolle Weidetierhaltung und die ebenfalls ökologisch wertvolle Rückkehr des Wolfes nicht gegeneinander ausspielen und die Lasten allein den Tierhaltern zumuten.“ Guter Herdenschutz sei auch praktizierter Wolfschutz.
Der NABU NRW und die Dingdener Heide Stiftung haben vor der "Alten Schäferei" einen Wolf-Infopfad eröffnet. Vier Schautafeln behandeln Themen rund um den Wolf wie zum Beispiel "Wölfe unter Strom“. Ein Musterzaun zeigt, wie Herden geschützt werden können. Mehr →
Seit 2018 ist NRW nicht mehr nur Wolfserwartungsland, sondern Heimat dieser seltenen Wildtiere. 2018 wurden die ersten Wolfsgebiete ausgewiesen. Heute sind aus den Wolfsgebieten und den umliegenden Pufferzonen sieben ausgewiesene Förderkulissen geworden. Mehr →