So viele bedrohte Arten wie noch nie
Ernüchternde Bilanz zum ´Tag der biologischen Vielfalt´
21. Mai 2020 - Zum ´Internationalen Tag der biologischen Vielfalt´ zieht der NABU in Nordrhein-Westfalen eine ernüchternde Bilanz: Die Vielfalt an Arten und Ökosystemen in NRW ist so bedroht wie noch nie. „Auch nach fünf Jahren Biodiversitätsstrategie in NRW gibt es kaum Verbesserungen der Situation gefährdeter Arten und Lebensraumtypen. Im Gegenteil, jedes Jahr können wir weitere verlorene oder fast verlorene Arten beklagen“, sagte Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW.
Erst Anfang dieser Woche habe der ´Bericht zur Lage der Natur´ erschreckende Zahlen offengelegt. Danach verschlechtert sich die Situation weiterhin. Die Vögel der Agrarlandschaft gehen zurück, in den letzten Jahrzehnten haben wir bundesweit gut zehn Millionen Brutpaare verloren. Das für Vögel und Insekten so bedeutende Grünland steht ebenso unter Druck wie die auch für Klimaschutz und Klimawandelanpassung wichtigen Gewässer- und Feuchtlebensräume. Bund, Länder und Kommunen müssen dringend endlich ernst machen. „Für Nordrhein-Westfalen bedeutet dies, die bereits seit 5 Jahren existierende Biodiversitätsstrategie nun auch konsequent umzusetzen“, so Naderer.
Konkreten Handlungsbedarf gebe es vor allem in den eigentlich zum Schutz der Natur ausgewiesenen Gebieten. „Schutzgebiete müssen wirklich schützen, sich also positiv auf die Arten und Lebensräume auswirken, zu deren Schutz sie eingerichtet wurden. Wir brauchen deshalb den politischen Willen, konkreten Verordnungen mit spezifischen Zielen ein wirksames Management folgen zu lassen“, so die NABU-Landesvorsitzende. Auch eine bedarfsgerechte Finanzierung für die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen sei unabdingbar. Hier gebe es Defizite, die die Landesregierung zügig angehen müsse. Auch müsse der Schutz der biologischen Vielfalt als Lebensgrundlagenschutz endlich als alle Ressorts verpflichtende Querschnittsaufgabe verstanden und entsprechend umgesetzt werden.
Darüber hinaus sei landesweit eine deutlich bessere Vernetzung der vorhandenen Schutzgebiete anzustreben. Die Biodiversitätsstrategie sieht hierzu einen Biotopverbund auf mindestens 15% der Landesfläche vor. Naderer:“ Zwar existiert dazu bisher eine theoretische Planung, doch die konkrete Flächenfestsetzung obliegt tatsächlich den Kommunen“. Der NABU appelliert daher an die Kommunen, ihre Landschaftspläne neu aufzustellen und dabei konsequent entsprechende Flächen für den Biotopverbund vorzusehen. Die Umsetzung eines landesweiten Biotopverbundnetzes müsse nun zügig gelingen. Denn dieses würde mit Strukturen wie Hecken, Feldgehölzen, blütenreichen Wegrainen und Säumen auch die Situation für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten insbesondere in der Agrarlandschaft verbessern.
„Die Bilanz der nordrhein-westfälischen Biodiversitätsstrategie ist also alles andere als zufriedenstellend. Vieles bleibt Theorie, die Praxis lässt zu wünschen übrig. Eine Volksinitiative NRW, die mehr gesetzlichen Artenschutz fordert, ist daher dringender denn je“, so die NABU-Landeschefin.
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