NABU fordert ökologische Waldwende für NRW
Konsequenter Schutz naturnaher Waldökosysteme und die Entwicklung ökologisch wertvoller, klimastabiler Wirtschaftswälder muss Priorität haben
30. November 2022 – Anlässlich der morgigen Vorstellung des Waldzustandsberichts 2022 durch das nordrhein-westfälische Landwirtschaftsministerium mahnt der NABU NRW einen konsequenteren Schutz unserer Waldökosysteme und die Berücksichtigung des Naturschutzes im Wald an. „Die Wälder Nordrhein-Westfalens befinden sich weiterhin in keinem guten ökologischen Zustand. Aber allein die Dürresommer der vergangenen Jahre für diese katastrophale Entwicklung verantwortlich zu machen, greift viel zu kurz. Vielmehr haben sie die gravierenden Mängel einer seit Jahrzehnten verfehlten Forstpolitik aufgedeckt“, sagt Dr. Heide Naderer, Landesvorsitzende des NABU NRW. Nordrhein-Westfalen brauche deshalb zügig eine ökologische Waldwende.
Die vorrangig auf eine möglichst gewinnbringende Bewirtschaftung von Altersklassen-Monokulturen ausgerichtete Forstpolitik in Nordrhein-Westfalen habe die gesamte Stabilität des Ökosystems Wald sowie dessen Resilienz gegen Dürre nachhaltig gestört. Zukünftig werde die Klimaveränderung die Lage in den Wäldern, besonders aber in den instabilen Wirtschaftswäldern, eher noch verschärfen. Trockenperioden wie in den vergangenen Jahren oder Starkregen-Ereignisse und Stürme können weitere Auswirkungen haben. Es gilt also endlich konsequent gegenzusteuern: Dazu gehört an erster Stelle das bestehende, 30 Jahre alte Landesforstgesetz zu einem umfassenden Landeswaldgesetz zu reformieren – und zwar nach strengen ökologischen, naturverträglichen und nachhaltigen Leitlinien. Nur so ließen sich laut NABU NRW die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit über alle Waldbesitzarten hinweg eine ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltige Waldbewirtschaftung möglich wird.
Für einen erfolgreichen Schutz der Biodiversität sowie einen effektiven Klimaschutz braucht NRW zudem mehr Wälder ohne jegliche Holznutzung – auch im Privat- und Kommunalwald. Dazu müssten 10 Prozent der Gesamtwaldfläche von NRW in Wildnisentwicklungsgebiete umgewandelt werden, im Staatsforst sollten es 20 Prozent sein, so der NABU NRW. Der wirkungsvolle Schutz und die Regeneration von besonders geschützten Waldlebensräumen gemäß Fauna-Flora-Habitatrichtlinie sei zu garantieren und entsprechend zu fördern. Und auf das aktive Einbringen nicht-heimischer Baumarten in Schutzgebiete müsse vollständig verzichtet werden. Zudem müssen Altbäume und Totholz für den öffentlichen Wald verbindlich festgeschrieben und im Privatwald gefördert werden, denn sie sind unverzichtbar für einen resilienten Wald.
Ziel müsse es sein, auch den ökologischen Zustand der Wirtschaftswälder deutlich zu verbessern. Für den Privatwald sind dazu wirkungsvolle Programme zur Förderung der Naturverjüngung, zur Förderung eines Arteninventars aus heimischen Baumarten und zur Förderung von strukturierten Waldökosystemen mit Totholz und Biotopbäumen notwendig. Nur so könne der Wald seine vielfältigen Funktionen zum Schutz der Biodiversität, der Böden und des Wasserhaushalts, der Grundwasserneubildung und des Hochwasserschutzes, als CO2-Senke und Ort der Erholung zukünftig weiter erfüllen, so der NABU NRW.
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