Weidetierhaltung bleibt bestehen
NABU NRW fordert Rückkehr zu neuer Sachlichkeit
Das Klima für den Wolf in NRW wird rauer. Bauernverbände, Jägerschaft und CDU wie FDP fordern immer massiver die Bejagung des Wolfes - regional, landesweit und bundesweit. Dabei wird die Situation gerne verzerrt dargestellt, irrationale Ängste geschürt und Lösungen propagiert, die es nicht gibt und die illegal sind. Trauriger Höhepunkt – der erleichterte Abschuss von Wölfen in Bayern Ende April – den viele hier in NRW auch gerne einführen würden. Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW, bezieht hierzu klar Stellung: „Der Wolf gehört in unsere Ökosyteme und beginnt hier in Nordrhein-Westfalen gerade mit der Ausbreitung. Der günstige Erhaltungszustand – wie ihn die EU jüngst erneut bestätigt hat – ist aber noch lange nicht erreicht. Deswegen verbieten sich sämtliche Diskussionen über die Aufnahme ins Jagdrecht und Bestandesregulierungen durch Abschüsse.“
Zum jetzigen Zeitpunkt ließe sich auch noch gar nicht abschätzen, wie viele geeignete Lebensräume es in NRW für den Wolf tatsächlich gebe. Erst wenn alle potenziellen Reviere besetzt seien, könne man sehen, wie hoch der Bestand tatsächlich sei. Danach würde sich das Niveau der Wolfspopulation natürlich, durch ein Wechselspiel von Vermehrung, Zu- und Abwanderung und Sterblichkeit, regulieren. Chwallek: „In Nordrhein-Westfalen gibt es in den beiden Wolfsgebieten Schermbeck und Oberbergisches Land aktuell je ein kleines Rudel. Im Schermbecker Raum lebt zudem ein weiteres Einzeltier. Weitere Wolfsrudel gibt es in der Eifel auf belgischer Seite, sowie in Rheinlandpfalz – also in den Grenzbereichen zu NRW. Und natürlich laufen gerade jetzt wieder einige wandernde Jungwölfe auf der Suche nach neuen Revieren kreuz und quer durch NRW und sorgen durch ihr neugieriges, aber natürliches und harmloses, Verhalten für Aufsehen und Aufregung.“
„Alles in allem kann man in NRW aber definitiv nicht von einer stabilen Wolfspopulation sprechen. Von einem „Zuviel“ – jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt – erst recht nicht“, ergänzt Thomas Pusch, Sprecher des Landesfachausschusses Wolf im NABU NRW. Darüber hinaus obliege die Beantwortung der Frage nach einer Zahl, die den „Günstigen Erhaltungszustand“ beschreibt, beim Bundesamt für Naturschutz (BfN). Deswegen lehne der NABU die Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht strikt ab. Undifferenzierte Abschüsse würden die Rudelstrukturen aufbrechen und führten im Endeffekt dazu, dass die Risse eher steigen würden.
Pusch: „Fakt ist, dass die Anzahl an Rissen nicht zwangsläufig mit steigenden Wolfszahlen wächst. 2021 sind die Risse in Deutschland trotz Wachstum des Wolfsbestandes um 15 Prozent zurück gegangen. Das zeigt – der einzig wirksame Weg, um Weidetiere vor Wolfsrissen effektiv zu schützen sind und bleiben wirksame Herdenschutzmaßnahmen.“ Entscheidend sei hier eine entsprechende Förderung. Diese dürfte sich nicht länger nur auf die Anschaffung von Material beschränken, sondern muss auch die laufenden Kosten umfassen und sei auf die komplette Landesfläche auszuweiten. Grundsätzlich trage aber auch der NABU den Abschuss eines nachgewiesenermaßen auffälligen Wolfes im Einzelfall mit. Dazu müssten allerdings alle anderen Möglichkeiten eines wirksamen Herdenschutzes vorher ausgeschöpft sein.
Den Landesfachausschuss (LFA) Wolf im NABU NRW gibt es seit 10 Jahren. In Kürze wird das entsprechende Jubiläum gefeiert und ein neues Sprecherteam gewählt. Rund 40 Mitglieder aus den verschiedenen Regionen Nordrhein-Westfalens engagieren sich dafür, sachlich über den Wolf aufzuklären, stellen sich öffentlichen Diskussionen rund um den Wolf, beraten zum Herdenschutz, begutachten als ausgebildete Wolfsberater Wolfsrisse und stehen als kompetente Ansprechpartner für Medienanfragen zur Verfügung. Da die Diskussionen um den weiteren Umgang mit dem Wolf gerade wieder an Fahrt aufnehmen freut sich der Fachausschuss über Interessierte, die gerne zum Thema Wolf aktiv werden wollen.
Auf der Homepage des Fachausschusses finden sich weitere Informationen zum LFA Wolf, zu den aktuellen Wolfszahlen in NRW und der Biologie des Wolfes sowie weiterführendes Infomaterial.
Seit 2016 häuften sich die Wolfssichtungen in NRW. Mittlerweile haben sich mehrere Tiere dauerhaft hier niedergelassen. Aus den anfänglichen Wolfsgebieten sind die derzeit sieben ausgewiesenen Förderkulissen „Eifel - Hohes Venn“, „Dümmer-Geest-Niederung“, „Märkisches Sauerland“, „Oberbergisches Land“, „Senne - Eggegebirge“, „Stegskopf“ und „Westmünsterland“ geworden. Mehr →
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